Walter Benjamin Stipendium für Dr. Stefan van der Hoek
POMAJU – Gemeindepädagogische Bildungsansätze zur Gerechtigkeit und Umwelt auf Marajó
Mangroven-Baum
Foto: Dr. Stefan van der HoekDas Forschungsprojekt POMAJU nimmt Umwelt- und soziale Gerechtigkeit als zentrale Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in den Blick. Es geht davon aus, dass ökologische Krisen, Kriege, Pandemien und die damit verbundene Ressourcenknappheit soziale Ungleichheiten verschärfen und insbesondere jene Menschen treffen, die am wenigsten zu den Ursachenbeigetragen haben. Deren Perspektiven auf Erklärungszusammenhänge, Hoffnung und Zukunft bleiben jedoch häufig ungehört – auch im Blick auf Gott, Theologie und Eschatologie, die für die Identität religiöser Gemeinschaften prägend sind.
Im Zentrum stehen daher die Wechselwirkungen zwischen Religion, Umwelt und sozialen Transformationen in der Region Marajó, die als „Tor zu Amazonien“ gilt. Marajó ist die größte Flussinsel der Welt; ihre geografische Abgeschiedenheit und begrenzten Verkehrsanbindungen haben über Jahrhunderte hinweg spezifische kulturelle und religiöse Praktiken hervorgebracht. Durch Feldforschung soll die religiöse Vielfalt vor Ort systematisch erfasst und untersucht werden, wie die lokalen religiösen Gemeinschaften Umweltveränderungen wahrnehmen, deuten und in ihren sozialen Praktiken darauf reagieren. Auf Grundlage praxeologischer Ansätze – etwa durch Interviews, Beobachtungen und dokumentarische Analysen – wird erforscht, wie Gemeinden und Individuen auf wachsende Umweltbedrohungen reagieren, welche theologischen Deutungsmuster sie dabei heranziehen oder verwerfen und wie diese Deutungen mit Fragen sozialer Gerechtigkeit verbunden sind. Gemeinden werden dabei als zentrale Orte sozialer Gemeinschaft, religiöser Sozialisation und Bildung verstanden. Ziel ist es, ein vertieftes Verständnis der religiösen Vielfalt und ihrer pädagogischen Praktiken zu gewinnen und diese mit gemeindepädagogischen Ansätzen zu verknüpfen, um Bildungsprozesse zur Gerechtigkeit und für einen verantwortlichen Umgang mit Umwelt zu fördern.
Das Akronym „POMAJU“ setzt sich aus Begriffen der Sprache der Tupinamba zusammen: „Potyra“ steht für „Blume“ und symbolisiert Wachstum, Bildung und Umwelt; „Mara“ bedeutet Gemeinschaft; „Jupi“ verweist auf Licht bzw. Wissen. Zusammengenommen steht POMAJU für „Umwelt und Bildung zur Gerechtigkeit für die Gemeinschaft“.