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Religiöse Bildung in historischer Perspektive

Das Ressort wird von Prof. Dr. Gisela Mettele geleitet.
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Foto: bpk / Kunstbibliothek, SMB, Photothek Willy Römer / Willy Röme

Über das Ressort

In der historischen Erziehungs-, Sozialisations- und Bildungsprozessen spielt Religion eine wesentliche Rolle. Innerhalb dieses Ressorts werden u.a. die Theorie und Praxis des schulischen Religionsunterrichts, die Professionalisierung von Religionslehrkräften und religiöse Bildungsmedien in historischer Perspektive untersucht. Dabei setzt sich das FZRB besonders intensiv mit drei Forschungsfeldern auseinander: Zum einen wird der Pietismus mit einem besonderen Fokus auf die Herrnhuter Brüdergemeine in Bezug auf individuelle und kollektive religiöse Bildungsprozesse hin untersucht (1). Zum anderen steht die Weimarer Republik als bildungspolitisches und bildungstheoretisches „Laboratorium“ im Fokus der historischen Analyse (2). Und schließlich gilt das Forschungsinteresse des Ressort dem höheren jüdischen Bildungswesen im ‚langen 19. Jahrhundert‘. Da sich auch historische religiöse Bildungsprozesse über nationale oder konfessionelle Räume hinweg entfalten, bedient sich dieses Ressort der Methoden der transnationalen Kulturforschung, der interkonfessionellen Bildungsforschung und der Globalgeschichte.

Um umfangreiche historische Quellenbestände systematisch auswerten und der weltweiten Öffentlichkeit präsentieren zu können, werden innerhalb des Ressorts auch Methoden und Werkzeuge aus dem Bereich der Digital Humanities (DH) eingesetzt. Damit greift das Ressort auf die Ergebnisse des gemeinsam mit der ThULB durchgeführten „Digitalisierungsprojekts ‚Kirchliches und schulisches Zeitschriftenwesen‘“zurück, die sich in verschiedenen Einzelprojekten der computergestützten Aufarbeitung und Bereitstellung von historischen Quellenbeständen zur religiösen Bildung widmen. Das Digitalisierungsprojekt wurde 2021 erfolgreich abgeschlossen, und die Arbeitsstelle konnte ihre Tätigkeit einstellen. Im selben Jahr nahm die Arbeitsstelle ‚„Höhere jüdische Schulen im ‚langen 19 Jahrhundert‘“ ihre Arbeit auf. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Einbindung höherer Schulen in jüdischer Trägerschaft in den durch den transnationalen Schulprogrammtausch konstituierten europäischen Bildungsraum.

Projekte des Ressorts

  • DFG-.Projekt: „Der Diskurs um eine ‚Evangelische Pädagogik‘. Kirchliche Bildungspolitik und konfessionelle Bildungstheorie in der Weimarer Republik“

    Im Forschungsprojekt wird untersucht, inwieweit durch die Konzeption einer ‚Evangelischen Pädagogik‘ der gesellschaftliche Einfluss der evangelischen Landeskirchen im religiös-weltanschaulich neutralen Staat der Weimarer Republik im Rahmen der bildungspolitischen Ambitionen der APU begründet und gesichert werden sollte.

    In diesem Zusammenhang wird in einer institutionen- und mediengeschichtlichen Analyse erforscht, wie die APU durch institutionelle und mediale Neugründungen die Debatte um eine Allgemeine Pädagogik auf der Grundlage des Evangelischen Bekenntnisses forcierte. Daran anknüpfend wird in einer bildungstheoretischen Analyse die Debatte um die diversen Konzepte einer ‚Evangelischen Pädagogik‘ in Hinblick auf die Begründung eines allgemeinen Bekenntnisschulwesens rekonstruiert. Und abschließend wird in einer bildungspolitischen Analyse untersucht, wie die Konzeption einer ‚Evangelischen Pädagogik‘ dienlich sein sollte, um die Stellung der evangelischen Kirchen als Bildungsträger gegenüber dem Staat und anderen gesellschaftlichen Akteuren zu sichern.

    Dadurch bereichert das Forschungsprojekt die historische Bildungsforschung, indem es erstmals anhand des Diskurses um eine ‚Evangelischen Pädagogik‘ den Zusammenhang von kirchlicher Bildungspolitik und (religions-)pädagogischer Theoriebildung unter den rechtlichen und politischen Bedingungen der Weimarer Republik untersucht.

    Leitung: Prof. Dr. Michael Wermke

  • DFG-Projekt "Die Religionsgeschichtliche Schule - Bildung und Religion"

    DFG-Projekt »Die Religionsgeschichtliche Schule - Bildung und Religion«

    Führende Vertreter der Religionsgeschichtlichen Schule (RGS) begannen um 1900 ihre Forschungsergebnisse nicht allein im fachwissenschaftlichen Rahmen, sondern auch unter interessierten Laien zu verbreiten. Die religionsgeschichtlichen Theologen erhoben den Anspruch, das Volk religiös zu bilden, um ihm die christliche Religion als sinnstiftende Instanz in einer sich ausdifferenzierenden Gesellschaft zu vermitteln. In allgemeinverständlichen Vorträgen, Publikationen und Schriftenreihen sowie in Ferienkursen wandten sie sich faktisch an ein gebildetes Publikum.

    Das Projekt untersucht vor diesem Hintergrund erstmals die Volksbildungsbestrebungen der RGS als umfassendes Phänomen, das maßgeblich vom speziellen Verständnis der RGS von Religion und Bildung beeinflusst wurde. In diesem Zusammenhang werden die Wechselwirkungen zwischen theologischen und pädagogischen Ideen analysiert, die den Vorhaben und Projekten in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg zugrunde lagen. Hinzu tritt, dass das spezielle Interesse der RGS an religiöser Bildung einige ihrer Vertreter veranlasste, sich in religionspädagogischen Verbänden zu engagieren, die sich für eine Reform des Religionsunterrichts einsetzten. Darum untersucht das Projekt auch, in welcher Weise die Volksbildungskonzepte der RGS innerhalb der religionspädagogischen Publizistik rezipiert wurden. In diesem Zusammenhang soll auch erforscht werden, welche personellen und inhaltlichen Kontinuitäten und Diskontinuitäten der RGS sich in religionspädagogischen Debatten vor und nach dem Ersten Weltkrieg aufzeigen lassen. Ausgehend von diesen Untersuchungen wird das Projekt dann schließlich den Zusammenhang zwischen den Volksbildungsbestrebungen der RGS und der Etablierung der modernen (evangelischen) Religionspädagogik betrachten. Dabei geht das Projekt davon aus, dass die RGS die Entwicklung der Religionspädagogik als selbstständiger wissenschaftlicher und akademischer Disziplin maßgeblich beeinflusste. Somit bereichert das Projekt die aktuelle Diskussion um Entstehung und Selbstverständnis der Religionspädagogik als Wissenschaftsdisziplin, indem es Motive und Impulse aus den exegetischen Fächern, die im Rahmen der RGS auf die moderne Religionspädagogik wirkten, erschließt sowie historisch und systematisch analysiert.

    Die Forschungsergebnisse des Projekts wurden in einem Abschlussbericht zusammengefasst. Diesen können Sie hierpdf, 138 kb einsehen.


    Beteiligte Wissenschaftler

    Prof. Dr. Michael Wermke (Projektleiter)
    Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Prof. Dr. Manuel Vogel
    Professor für Neues Testament  an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller Jena

    Gregor Reimann (Projektkoordinator)                                                                                           Ehem. wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Religionspädagogik der Friedrich-Schiller Universität Jena

  • Projekt "Spurensuche"

    Projekt "Spurensuche"

    Pädagogische und theologische Arbeit vollzieht sich stets in spezifischen historischen Kontexten. Im Projekt "Spurensuche" geraten Jenaer Persönlichkeiten in den Blick, die im Überschneidungsfeld von Theologie und Pädagogik gearbeitet haben - wobei nicht ihre Publikationen, Vernetzungen etc., sondern vielmehr die baulichen Spuren (Denkmäler, Gebäude, Gedenktafeln etc.), die sie in der Stadt Jena hinterlassen haben, den Ausgangspunkt der Auseinandersetzung bilden. Bislang wurden dabei zwei Persönlichkeiten und ihre "Spuren" näher betrachtet:

Publikationen des Ressorts

  • Publikationsliste
    • Viktoria Gräbe/ Michael Wermke: The Circulation of Academic Knowledge in the Medium of School Programmes, in: Routledge Handbook of Academic Knowledge Circulation., in: Wiebke Keim, Leandro Rodriguez Medina, Rigas Arvanitis et al. (eds.), London 2023, p. 235-250. https://doi.org/10.4324/9781003290650Externer Link
    • Viktoria Gräbe/ Michael Wermke: Die ministeriellen Inspektionen in den Schulprogrammen höherer jüdischer Schulen im 19. Jahrhundert - das Beispiel Frankfurt am Main, in: Tomás Kasper, Martin Holý, Marcelo Caruso, Markéta Pánková (eds.), From School Inspectors to School Inspection. Supervision in Europe from Middle Ages to Modern Times, Bad Heilbrunn 2022, S. 153-172.
    • Viktoria Luise Gräbe/ Michael Wermke: Periodika höherer Schulen im 19. Jahrhundert: Schulprogramme als Spiegel jüdisch-bürgerlicher Repräsentation? in: Susanne Marten-Finnis, Michael Nagel (eds.): The Historical German-Jewish Press: Platform, Mouthpiece, Sources Die historische deutsch-jüdische Presse: Forum, Sprachrohr, Quellenfundus Bremen 2022, S. 173-194.
    • Viktoria Gräbe: Rezension zu: Ächtler, Norman (Hrsg.): Schulprogramme Höherer Lehranstalten. Interdisziplinäre Perspektiven auf eine wiederentdeckte bildungs- und kulturwissenschaftliche Quellengattung. Hannover 2021. ISBN 978-3-86525-820-5. In: H-Soz-Kult, 14.06.2021.
    • Michael Wermke: Die Schulprogrammschriften höherer jüdischer Schulen in Frankfurt am Main im 19. und frühen 20. Jahrhundert - Erste Vermessungen in einem unbekannten Forschungsgebiet, in: Norman Ächtler (Hrsg.): Schulprogramme Höherer Lehranstalten, Hannover 2021, S. 355-384.
    • Viktoria Gräbe/ Michael Wermke: Soziale Herkunft und Berufswahl: Jüdische Religionslehrer an preußischen höheren Schulen im langen 19. Jahrhundert am Beispiel Frankfurt am Main, in: PaRDeS: Journal of the Association for Jewish Studies in Germany 26 (2020) Jewish Families and Kinship in the Early Modern and Modern Eras, p. 107-121 (peer reviewd). Link zum BeitragExterner Link
    • Viktoria Luise Gräbe/ Michael Wermke: Periodika höherer Schulen im 19. Jahrhundert: Schulprogramme als Spiegel jüdisch-bürgerlicher Repräsentation? in: Susanne Marten-Finnis, Michael Nagel (eds.): The Historical German-Jewish Press: Platform, Mouthpiece, Sources Die historische deutsch-jüdische Presse: Forum, Sprachrohr, Quellenfundus Bremen 2022, S. 173-194
    • Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Münster 2020.
    • David Käbisch | Michael Wermke (Hrsg.): Transnationale Grenzgänge und Kulturkontakte. Historische Fallbeispiele in religionspädagogischer Perspektive, Leipzig 2017.
    • Sylvia E. Kleeberg-Hörnlein | Gregor Reimann | Michael Wermke: Zwischen »irdischer« und »ewiger Heimat«. Der Heimatbegriff in systematisch-theologischen Kontexten und als Thema religionspädagogischer Bildungsforschung, in: Edoardo Costadura/Klaus Ries (Hrsg.): Heimat gestern und heute. Interdisziplinäre Perspektiven, Bielefeld 2016, 145–160.
    • Gisela Mettele: Organizing Global Communication among Moravians in the Eighteenth and Nineteenth Centuries, in: Jenna Gibbs (Ed.), Global Evangelical Networks: Missions, Politics and Print (1720s-1920s). Philadelphia 2017
    • Gisela Mettele: Scribal Culture in the Age of Print. Globalizing Religious Communication in Moravian Pietism, in: Oliver Scheiding/Anja-Maria Bassimir (Eds.), Religious Periodicals and Publishing in Transnational Contexts. The Press and the Pulpit, Newcastle upon Tyne 2017, 49-72.
    • Gisela Mettele: Global Communication among the Moravian Brethren: The Circulation of Knowledge and its Structures and Logistics, in: Markus Friedrich/Alexander Schunka (Eds.), Reporting Christian Missions in the Eighteenth Century. Communication, Culture of Knowledge and Regular, Publication in a Cross-Confessional Perspective. Wiesbaden 2017, 149-167.
    • Gregor Reimann: Religiöse Volksbildung als »Lebensfrage«. Die Verbindung von religionsgeschichtlicher Exegese und religiöser Volksbildung am Beispiel von Heinrich Weinel.
    • Michael Wermke: Die Konfessionalität der Volksschullehrerbildung in Preußen. Ein Beitrag zum Schulkampf in der Weimarer Republik, Leipzig 2016.

Die Arbeitsstelle "Höhere jüdische Schulen im ‚langen 19 Jahrhundert‘" ist diesem Ressort zugeordnet.